Handweben

Das Textilgewerbe zählt historisch zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein prägten Flachs bzw. Leinen und Wolle die Textilproduktion. Am Niederrhein dominierte die Flachsverarbeitung. Eine Ausnahme bildete Krefeld, das sich bedingt durch ein staatliches Monopol zur Seidenstadt entwickelte.

Die Textilherstellung erfolgte lange Zeit in Handarbeit in der heimischen Webstube, sei es im Voll- oder Nebenerwerb. Die Produktion war im Verlagssystem organisiert, d.h. die Weber arbeiteten für einen Verleger, der den Vertrieb der Ware übernahm und teilweise auch Rohstoffe und Betriebsmittel zur Verfügung stellte.

Zunächst in England, in  Deutschland dann ab Anfang des 19. Jahrhunderts ersetzte die Industrialisierung die traditionellen Produktionsmethoden durch mechanisierte und automatisierte Verfahren in den neuen Fabriken.

 

 

 

 

Der Flachs – Von der Feldbestellung bis zum Leinenfaden

Der Flachs ist eine einjährige Pflanze, aus deren Faserbündeln im Inneren des Stängels Leinenfäden hergestellt werden können. Nach der Aussaat am 100. Tag des Jahres und weiteren 100 Tagen Pflanzenwachstum, bildet der Flachs, nachdem er blau geblüht hat, Samenkapseln. Die Wurzeln sterben ab und der Flachs kann geerntet werden. Dies geschieht durch das Raufen d.h. das Ausreißen des Flachses samt der Wurzel. Für die Gewinnung des Leinenfadens ist nur der Halm der Pflanze von Interesse. Zunächst werden beim Riffeln die Leinsamen entfernt (s. A.1). Nach der anschließenden Flachsröste folgen die weiteren Verarbeitungsschritte: Brechen, Schwingen, Hecheln, Spinnen, Haspeln und Spulen (s. A.2-A.7). Das fertige Leinengarn wird dann als Kette oder Schuss im Webprozess eingesetzt.

 

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Handwebstuhl

Ein Handwebstuhl besteht aus einem Rahmengestell aus dicken, miteinander verzapften Eichenbohlen. In diesem Gestell werden drei bewegliche Walzen, genannt die Bäume, eingehängt: Der Kettbaum, der die noch nicht verwebten Kettfäden bevorratet, der Brustbaum, eine Umlenkrolle vor dem Weber und der Warenbaum, auf dem der fertige Stoff aufgewickelt wird. Zwischen Kettbaum und Brustbaum befinden sich das Fadenkreuz, die Schäfte und die Lade.

Die Lade bedient der Weber um den Schussfaden an das bereits fertige Gewebe heranzuführen. Die Schäfte werden mit den beiden Pedalen nach jedem Schuss im Wechsel betätigt. Dies ermöglicht das Anheben beziehungsweise Absenken je einer Hälfte der Kettfäden. Hierdurch wird das Fach gebildet, in das der Weber mittels Einwerfens des Schiffchens den Schussfaden einträgt. Dieser wickelt sich von einer kleinen Spule im Schiffchen durch die Wurfbewegung selbstständig ab.  Anschließend nimmt der Weber den Fuß vom Pedal und schlägt die Lade an, um den eingetragenen Faden an das fertige Gewebe heranzuführen. Dieser Vorgang wiederholt sich, wobei der Weber stets die Pedale wechselt und das Schiffchen mal von links, mal von rechts durch das geöffnete Fach wirft und dann die Lade anschlägt.

In der Lade befindet sich das Riet, auch Webkamm genannt, der die Fäden der Kette parallel führt und somit ordnet. Jedem Faden ist ein Zwischenraum zugeordnet. Bevor der Kettfaden jedoch durch das Riet passiert wurde, musste er durch die Litze einer der beiden Schäfte gezogen werden. Für das einfachste Gewebe, die sogenannte Leinwandbindung, bedeutet dies, dass in Folge je ein Kettfaden dem vorderen Schaft zuordnet und der folgende Faden dem hinteren Schaft zuordnet werden. So ist das gleichmäßige Gewebe der Leinwandbindung gewährleistet. Das Fadenkreuz schreibt diese Ordnung der Kettfäden fest, so dass nach einem Fadenbruch, also dem Riss eines Fadens, die richtige Position des jeweiligen Fadens wieder hergestellt werden kann.

 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden